Methoden der Bürger*innenbeteiligung

Erscheinungsdatum: 24.06.2019 | Text: Andrea Wank

Eine kleine Auswahl vielfältiger Möglichkeiten

von Andrea Wank
KulturSpiegel 2014 | 2 | 36. Jahrgang

In den letzten Ausgaben des Kulturspiegels wurden bereits einige Methoden vorgestellt, Bürger und BürgerInnen aktiv in die Gestaltung ihres eigenen Lebensumfeldes einzubeziehen. Menschen wollen mitsamt ihren Bedürfnissen, Ansichten und Interessen wahrgenommen werden und sind bereit, sich zu engagieren, wenn sie merken, sie können dadurch etwas bewirken und verändern.

Dieser 2. Teil stellt wieder ein paar Beispiele vor, die in verschiedenen Prozessen der Bürgerbeteiligung eingesetzt werden können (vgl. Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Raumordnung
und Regionalpolitik: Ortsplanung mit der Bevölkerung, 2013). Bevor man diese Maßnahmen einsetzt, ist es wichtig, sich im Klaren darüber zu sein, welches Ziel man verfolgt:

Ziel: Ist-Stand erfassen und Ideen sammeln

Alle Beteiligten nehmen die jeweiligen unterschiedlichen Sichtweisen in Bezug auf den Ort/die Gemeinde wahr und schaffen somit eine gemeinsame Basis, auf die aufgebaut werden kann. Beim Ideen-Sammeln geht es darum, einen Pool an Vorschlägen zu schaffen und/oder auch darum, diese Ideen unter einen Hut zu bringen bzw. für die Umsetzung vorzubereiten.

Methodenbeispiel: Fest

In jeder Gemeinde gibt es Dorffeste und Veranstaltungen, wo viele Menschen zusammenkommen. Sie bieten nicht nur Unterhaltsames, sondern auch die Gelegenheit der Beteiligung. Beispielsweise können dort Informationen von den BürgerInnen eingeholt werden, indem man sie befragt bzw. Interviews führt. Auf diesem Wege können Ideen gesammelt, aber auch motiviert werden, am Beteiligungsprozess mitzumachen und es besteht ebenfalls die Möglichkeit, BürgerInnen vor Ort über Ergebnisse und Entwicklungen zu informieren bzw. etwas zu präsentieren. Der Aufwand ist zumeist gering und man stößt auf Zielgruppen, die man bei BürgerInnen-Veranstaltungen eher nicht antreffen würde.

Ziel: Ideen sammeln und gemeinsam planen

In einem ersten Schritt geht es darum, Ideen zu sammeln. Danach, in einem 2. Schritt, erarbeiten BürgerInnen, die Gemeinde und PlanerInnen gemeinsam unterschiedliche Wege und Lösungen. Vor- und Nachteile werde abgewogen, unterschiedliches Wissen zusammengetragen und schließlich versucht man, zu einer gemeinsamen „Lösung“ zu kommen, die möglichst vielen Menschen der Gemeinde dient.

Methodenbeispiel: Zukunftswerkstatt

In lockerer, spielerischer Atmosphäre werden kreative Lösungen für Planungsfragen entwickelt und deren Umsetzbarkeit abgeschätzt. Bei dieser Methode werden in einem ersten Schritt
Kritikpunkte zum vorhandenen Thema gesammelt, für die dann in einem zweiten Schritt Lösungen entwickelt werden. Im letzten Schritt werden Vorschläge erarbeitet, wie man diese Lösungen/Wege umsetzen und verwirklichen kann. Die Zukunftswerkstatt eignet sich besonders auch für Jugendliche, da es sich um einen sehr kreativen und phantasievollen Zugang zu Themen handelt. Die Planungen sollten bei dieser Methode noch sehr offen sein und keine starken Sachzwänge haben. Generell bietet diese Methode einen leichten Einstieg in Beteiligungsprozesse und die TeilnehmerInnen kommen schnell miteinander ins Gespräch. Die Arbeit findet zumeist in Kleingruppen statt, die sich dann gegenseitig ihre Ausarbeitungen
präsentieren.

Ziel: Divergierende Interessen unter einen Hut bringen

Planungsfragen werfen zumeist unterschiedliche Meinungen und Ansichten von Einzelpersonen und Interessengruppen auf. Durch Bürgerbeteiligungsmethoden wird versucht, diese unterschiedlichen Standpunkte zusammenzubringen und gemeinsame Lösungen zu finden, die alle mittragen können. So werden Konflikte vermieden und ein gemeinsamer Weg/Konsens geschaffen.

Methodenbeispiel: Runder Tisch

In moderierter Form sitzen betroffene BürgerInnen und VertreterInnen als gleichrangige Personen am gemeinsamen Tisch und diskutieren über Planungsfragen, die unter Umständen
kontroversiell sind. Die Methode des runden Tisches dient dazu, Kompromisse zu finden, mit denen alle einverstanden sind, eventuelle Konflikte zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen zu überwinden und konstruktive, wertschätzende Gespräche zu führen. Ziel sind Lösungen und Ergebnisse, die gemeinsam getragen werden und die Interessen aller berücksichtigen. Je nachdem wie stark die Meinungsunterschiede ausgeprägt sind, kann ein Runder Tisch mehrere Gesprächsrunden dauern – wichtig ist ein unabhängiger Moderator oder eine unabhängige Moderatorin, der oder die alle TeilnehmerInnen gleich zu behandeln versteht.


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