Internationaler „Natur im Garten“-Tag

Wer seinen Garten nach den Kriterien von „Natur im Garten“ pflegt, betreibt aktiv Umweltschutz. Heute, am 30. Juni wird europaweit Lobbying für Naturgärten gemacht – auch dem Kärntner Bildungswerk, als Partner von Natur im Garten, ist es ein großes Anliegen, Bewusstsein für die Bedeutung von naturnahen Lebensräumen für die heimische Fauna und Flora zu schaffen. Jede*r kann einen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt und Verbesserung der Ökobilanz leisten, und gleichzeitig den eigenen Garten und „grünen“ Balkon als Erholungsraum nutzen. Diesem besonderen Tag widmete sich die Natur im Garten Zentrale in Niederösterreich der Torfvermeidung und verfasste einen aufschlussreichen Bericht. Weitere interessante Themen werden in wöchentlichen Webinaren zum Thema gemacht, die unter https://www.naturimgarten.at/veranstaltung/webinarreihe-gartentipp-des-tages-2707.html zu finden sind. 

 

Wege aus der Torfverwendung in Österreich

Vor etwas mehr als 20 Jahren startete in Niederösterreich die Bewegung „Natur im Garten“, die von Anfang an den Verzicht auf Torf als eines ihrer Kernkriterien definierte. Nicht nur den Gegnern der ökologischen Bewegung, sondern auch engagierten Naturgartenfans war nicht immer klar, warum „Natur im Garten“ den Einsatz von Torf im Privatgarten so vehement ablehnten. Mit dem gestiegenen Bewusstsein für den spürbar gewordenen Klimawandel hat das Umdenken weite Kreise der Gesellschaft erfasst. So ist es nicht mehr nur die Bedeutung des Torfverzichts für den Erhalt der Moore als einzigartiger und selten gewordener Lebensraum, sondern Torf ist neben der Tiefsee der größte CO2-Speicher der Erde. 93% der Menschen in Europa halten den Klimawandel für ein „schwerwiegendes Problem“ und die Reduktion der CO2-Emissionen ist klimapolitische A-Priorität geworden.

Österreich hat sich 1995 in der Alpenkonvention zum Erhalt von Hoch- und Flachmooren und zum mittelfristigen Ausstieg aus der Torfnutzung verpflichtet. Kultursubstrate, Bodenhilfsstoffe, Düngemittel und Komposte erhalten nur dann das Österreichische Umweltzeichen, wenn sie zu 100% torffrei sind. Die Umweltzeichen-Richtlinie UZ32 kritisiert die österreichischen Torf-Importe aus Osteuropa, die ca. 160.000 t umfassen und fordert die Substitution durch Holzfasern, Rindenhumus, Kompost, Tonmineralien, Lavagranulate und biogene Abfälle. Im aktuellen KLAR!-Förderprogramm des Bundes ist der Moorschutz als Muss-Kriterium verankert. In Niederösterreich, dem Ursprungsland der „Natur im Garten“ Bewegung, legen die „Natur im Garten“ Kernkriterien im Fahrplan zur Nachhaltigen Beschaffung fest, dass im öffentlich ausgeschriebenen Gartenbau kein Torf eingesetzt werden darf. Das ist ein wichtiger Schritt zur Ausweitung der Torffreiheit von den Privatgärten auf die öffentlichen Grünräume. Diese Entwicklung stellt den heimischen Gartenbau jedoch vor große Herausforderungen.

Während Torf in privaten Gemüse- und Blumenbeeten, öffentlichen Parks- und Straßenbegrünungen leicht ersetzbar ist, fällt Torfverzicht in naturfernen und technisierten Systemen vielen Betrieben sehr schwer. Torf spielt eine tragende Rolle in etablierten Kultursubstraten und punktet mit klar berechenbaren Eigenschaften auf, welche die gärtnerische Kulturführung vereinfachen. In den letzten 20 Jahren hat die Forschung viele Torfersatzstoffe untersucht, torffreie Substratmischungen getestet und arbeitet gemeinsam mit Substratherstellern intensiv an Lösungen und Rezepturen. Der wohl wichtigste Hinderungsgrund für einen raschen Ausstieg aus dem Torf liegt allerdings in der Preisdurchsetzung torffrei produzierter Kulturen. Sie brauchen mehr gärtnerisches Know How, höhere Transportgewichte bedingen gemeinsam mit einem sensibler zu führenden Wasser- und Düngemanangement ein höheres Produktionsrisiko – vor allem für Betriebe, die sich diesen Umgang erst aneignen müssen. Verfügbarkeit, Qualität und Preis der alternativen Substratrohstoffe sind weitere kritische Faktoren, welche den Torfverzicht zu einem Kraftakt machen.

„Natur im Garten“ sieht sich hier als Partner für die gärtnerischen Produzenten, ist es doch seit je her unser Daseinszweck, den privaten Gartenfans, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welche das öffentliche Grün pflegen, das ökologische Gärtnern zu vermitteln. Durch die umfassende Beratungs- und Bildungsarbeit von „Natur im Garten“ wurde die Igel-Plakette mit ihren Kriterien zum Exportschlager, vor allem, aber nicht nur im deutschsprachigen Raum. Den Endkundinnen und –kunden zu erläutern, wie sie mit torffreien Substraten umgehen und warum sie für Bioerde und torffrei gezogene Pflanzen tiefer in die Tasche greifen sollen, ist uns ein großes Anliegen. Engagierte Vorreiter aus dem Kreis der „Natur im Garten“ Partnerbetriebe geben auf unseren jährlichen Fachtagen für Ökologische Pflege praxisnahe Einblicke in die torffreie Produktion, verraten ihre Erfolgsrezepte und unterstützen so mit hohem Idealismus und enormer Motivation Betriebe beim Umstieg auf torffreie Substrate. Internationale Referentinnen und Referenten berichten über aktuelle Forschungsvorhaben und –ergebnisse und Gütesiegel-Produzenten stellen ihre Produkte vor. In Vorträgen, Webinaren und Lehrgängen geben wir Wissen und Erfahrungen an jährlich ca. 8.000 Teilnehmende weiter. Mit über 20.000 privaten Plaketten-GärtnerInnen, 4,3 Mio. TV-ZuseherInnen, 815.000 jährlichen Webzugriffen, 127.000 Magazin- und ca. 8.200 Newsletter-AbonnentInnen erreicht „Natur im Garten“ viele Menschen.  138 Partnerbetriebe, 41 Gütesiegelprodukthersteller, über 100 Schaugärten und 16 internationale „Natur im Garten“ Partner in Österreich, Deutschland, Schweiz, Tschechien, Slowkei und Südtirol unterstützen unsere Bemühungen auf ihre Weise.

Derzeit arbeitet „Natur im Garten“ an einer Kampagne, mit welcher der Weg zur Torffreiheit in Österreich unterstützt wird – im Miteinander von Garten-/Landschaftsbau- und Produktionsbetrieben, Gartencentern, Substrat-, Kompost- und Produktherstellern, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Innungen, Ländern und Bund – und über die Landesgrenzen hinaus. Länderübergreifende Lösungen und gleichrangige Voraussetzungen für Torf-Importe sind wichtig, um Schäden für die Gartenbranche einzelner Länder und Regionen zu vermeiden. Und jedes Land wird eigene Strategien brauchen, welche die lokale Rohstoff-Situation berücksichtigen und Rohstoffkonkurrenzen zu anderen Branchen (Energie, Zellstoff, Holzverarbeitung) mindern.

Der Torfausstieg ist ein herausfordernder Weg, der von allen Beteiligten die Bereitschaft zum Umdenken, unternehmerischen Mut und die Ausdauer zur Entwicklung neuer Lösungen verlangt, die Zielmarke 2030 lässt sich nur mit vereinten Kräften schaffen. Kommende Generationen werden es uns danken.

DI Katja Batakovic
Fachliche Leiterin von „Natur im Garten“
A-3430 Tulln, Am Wasserpark 1
katja.batakovic@naturimgarten.at
www.naturimgarten.at

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